Die Themen für den Bundeswettbewerb 2006

Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
Wenn wir unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bern-München 1957

2.
Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedengestelltes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedengestellter Narr. Und wenn der Narr oder das Schwein anderer Ansicht sind, dann deshalb, weil sie nur die eine Seite der Angelegenheit kennen.

John Stuart Mill: Utilitarismus. In: Otfried Höffe (Hrsg.): Einführung in die utilitaristische Ethik. München 1975, S. 62

3.
Betrachte z.B. einmal die Vorgänge, die wir »Spiele« nennen. Ich meine Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiel, Kampfspiele, usw. Was ist allen diesen gemeinsam? – Sag nicht: Es muss ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht »Spiele« – sondern schau, ob ihnen allen etwas gemeinsam ist. - Denn wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine ganze Reihe. Wie gesagt: denk nicht, sondern schau!

Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 66, Frankfurt am Main, 1960

4.
Das Judenproblem brannte uns auf den Nägeln und rückte in den Vordergrund.

Adolf Eichmann, Der Chefbuchhalter des Holocaust: aus: Reinhard Pohanka: Pflichterfüller. Hitlers Helfer in der Ostmark. Wien: 1997, p.36.

Oder soll ich nicht sagen: dass, wer richtig lebt, das Problem nicht als Traurigkeit, also doch nicht problematisch, empfindet, sondern vielmehr als eine Freude.

Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, 1937

Wie nehmen Probleme Form an und worin liegt die ethische Dimension von Problemen und des Umgangs mit ihnen?



Die Themen für den Landeswettbewerb 2005/06

Download der vier Themen (PDF)


Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
"Endlich nicht mehr frei."
Über Kosten und Risiken der Freiheit.

Peter Sloterdijk, Vorlesung, 05-05-2005, Akademie der Bildenden Künste, Wien

2.
Wir haben alle unsere Philosophien, ob wir dessen gewahr werden oder nicht, und die taugen nicht viel. Aber ihre Auswirkungen auf unser Handeln und unser Leben sind oft verheerend. Deshalb ist der Versuch notwendig, unsere Philosophien durch Kritik zu verbessern. Das ist meine einzige Entschuldigung dafür, dass es überhaupt noch Philosophie gibt.

Karl Popper, Der Skandal der Philosophie, 1972

3.
Alles ist vorherbestimmt, Anfang wie Ende, durch Kräfte, über die wir keine Gewalt haben. Es ist vorherbestimmt für Insekt nicht anders wie für Stern. Die menschlichen Wesen, Pflanzen oder der Staub, wir alle tanzen nach einer geheimnisvollen Melodie, die ein unsichtbarer Spieler in den Fernen des Weltalls anstimmt.

Albert Einstein, aus: Einstein sagt, hrsg. v. Alice Calaprice, Verlag Piper, 1997

4.
Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.

Jean Ziegler: Aus: “We Feed the World”, Dokumentarfilm, 2005