Die Themen für den Bundeswettbewerb 2015

Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:

1.
Der kategorische Imperativ riecht nach Grausamkeit.

Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral, 2. Abschnitt, Nr. 6

Hinweis: Der kategorische Imperativ nach Immanuel Kant lautet in seiner Grundform: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

2.
Das Tolle am Bewußtsein ist: Wenn man die Illusion hat, ein Bewußtsein zu haben, dann hat man auch eins. Sie können die übliche Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit auf das Bewußtsein nicht so anwenden wie auf andere Phänomene.

John Searle: Interview: „Ich verstehe nicht ein Wort Chinesisch“, in: Susan Blackmore: Gespräche über Bewusstsein, Suhrkamp, Frankfurt 2007, S. 277-296, 283

3.
Die Kategorie des 'sex’ ist von Anfang an normativ; sie ist, was Foucault ein 'regulierendes Ideal’ genannt hat. In diesem Sinne fungiert das 'biologische Geschlecht’ demnach nicht nur als Norm, sondern ist Teil einer regulierenden Praxis, die die Körper herstellt, die sie beherrscht, das heißt, deren regulierende Kraft sich als eine produktive Macht erweist, als Macht, die von ihr kontrollierten Körper zu produzieren - sie abzugrenzen, zirkulieren zu lassen und zu differenzieren.

Judith Butler: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Übersetzt von Karin Wördemann. Berlin: Berlin Verlag, 1995. S. 21

4.
Wir fühlen, daß selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.

Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus 6.5

Die Themen für den Landeswettbewerb 2014/15

Download der vier Themen (PDF)

Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
Unter dem ganzen zeitgenössischen Leben pulsiert eine tiefe und ärgerliche Ungerechtigkeit: Die falsche Annahme der Gleichheit der Menschen.

José Ortega y Gasset: La deshumanización del arte y otros ensayos de estética Madrid: Editorial Espasa Calpe, 1987 S. 51

2.
Ursprünglich erfahre ich Freiheit im Verkehr mit anderen und nicht im Verkehr mit mir selbst. Frei SEIN können Menschen nur in Bezug aufeinander, also nur im Bereich des Politischen und des Handelns; nur dort erfahren sie, was Freiheit positiv ist und dass sie mehr ist, als ein Nichtgezwungen-werden.

Hannah Arendt: Freiheit und Politik (1958), in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft, Piper, 2. Aufl. München 2000, 201

3.
Normalerweise sagen wir, dass Wissen unsere Horizonte öffnet. Wer nichts weiß, ist doof; wer etwas weiß, dem steht die Welt offen. Und da ist ja etwas dran. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Wir wissen ziemlich genau, dass paradoxerweise jegliche Form von Wissen unseren Horizont einschränkt. […] Je genauer wir etwas wissen, umso weniger sind wir offen, Umweltreize anders wahrzunehmen, als wir das immer schon in Routinen getan haben. Das Wissen schränkt den Blick auf die Welt ein, und deshalb schadet zu viel Wissen womöglich.

Wissenssoziologe Armin Nassehi: „Wissen schränkt unseren Horizont ein“, in: Der Standard, 5.4. 2014

4.
Der Mensch ist im Grunde ein wildes entsetzliches Tier. Wir kennen es bloß im Zustande der Bändigung und Zähmung, welcher Civilisation heißt; daher erschrecken uns die gelegentlichen Ausbrüche seiner Natur. Aber wo und wann einmal Schloß und Kette der gesetzlichen Ordnung abfallen und Anarchie eintritt, da zeigt sich, was er ist.

Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena, Band II, Zürcher Ausgabe, Diogenes, Zürich 1977, 230

Die Themen für den Landeswettbewerb NÖ und Vorarlberg

Die Bundesländer Niederösterreich und Vorarlberg haben sich auch im Schuljahr 2014/15 entschlossen, alle SchülerInnen die Essays zum selben Zeitpunkt im Rahmen einer Veranstaltung schreiben zu lassen und dafür eigene Themen gewählt.

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