Tageszeitung: Kurier, Schulkurier vom 13. März 2006


Alles zu hinterfragen ist überhaupt die einzige Art und Weise zu leben.

„Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und die Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen.“ Ludwig Wittgenstein, Philosophischen Untersuchungen, §119

Copyright KIKU Sätze wie das obige Zitat des berühmten österreichischen Philosophen würden bei vielen vielleicht ein schlichtes "wos soi des?" auslösen. In den Räumlichkeiten der Wiener Popper-Schule führten sie kürzlich zu ganz anderem. Stundenlang diskutierten fast zwei Dutzend Jugendliche verschiedener Schulen über philosophische Fragen.

„Alles zu hinterfragen ist überhaupt die einzige Art und Weise zu leben“, begründet Agnes Engleder vom BORG Mistelbach ihr Interesse an philosophischen Diskursen. In der Schule sei man damit aber oft allein, meint Nora Odabas aus dem Welser WRG.

„Die meisten Leute finden solche Ideen komisch“, wundert sich Verena Kovar vom Gmünder Gymnasium.„ Am ehesten“ könne sie solche Themen mit ehemaligen, frühzeitig ausgetretenen oder „schlechten“ Schülern debattieren.

Ganz anders in der Popper-Schule, „wo das erwünscht ist“, so Markus Breu, „auch ein Grund, weshalb ich hier bin“. In Workshops bereiteten sich 21 Jugendliche bei der Philosophie-Akademie auf die entsprechende Olympiade vor. 370 Jugendliche hatten sich in allen Bundesländern mit Essays um die Teilnahme beworben. Die Verfasserinnen und Verfasser der besten Texte wurden eingeladen. Am Ende der zweitägigen Akademie galt es, erneut philosophische Essays zu schreiben. Die dienten der Jury für die Nominierung für den internationalen Bewerb.

Die Auswahl fiel auf Joseph Steinlechner von der Sir Karl Popper-Schule sowie Maximilian Huber, der in Fribourg (Schweiz) zur Schule geht. Sie vertreten Österreich bei der Olympiade (Mai an der Uni Cosenza/Italien).

Seit 1993 findet die Philosophie-Olympiade statt. Österreich war erst im Vorjahr zum ersten Mal dabei. Je zwei Jugendliche aus jedem Land und dazu zehn aus dem gastgebenden Land messen beim jährlichen internationalen Finale ihre geistigen, argumentativen und diskursiven Kräfte.

Schulkurier, am 13. März 2006, HEINZ WAGNER