Die Themen für den Bundeswettbewerb 2016

Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:

1.
Sie fragen, als ob das Leben ein Rätsel wäre, das man lösen könnte. Der Sinn des Lebens ist zu leben. Wir sind in die Welt geworfen, es gibt keine alternative Geschichte.

Agnes Heller im Interview mit Tobias Haberl: Der Sinn des Lebens ist zu leben. Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 04/2014

2.
Klar, es könnte sein, dass ich zwar glaube, gerade in Bonn zu sein – in Wirklichkeit aber bin ich in der Matrix. Genauso gut könnte ich aber auch glauben, in Bonn zu sein – und in Wirklichkeit träume ich. Oder ich habe eine Droge genommen, die mich halluzinieren lässt. Oder ich bin gar nicht ich, sondern jemand anderes, der denkt, dass er Markus Gabriel sei. Vielleicht bin ich schizophren und habe den echten Markus Gabriel heute Morgen in den Keller gesperrt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, zu zweifeln. Die Hypothese, dass ich in der Matrix lebe, ist willkürlich. Sie ist eine von unendlich vielen.

Markus Gabriel im Interview mit Silke Weber: Real ist, was real ist. Zeit online, 7. November 2014

3.
Wenn die freie, für sich selbst zu treffende Wahl den höchsten Wert darstellt, ist die freie Wahl, rote Socken zu tragen, gleichwertig mit der, den eigenen Vater zu ermorden oder sich selbst für einen Freund zu opfern. Eine solche Ansicht ist lächerlich.

Mary Warnock: Existentialist Ethics. S. 54. Erstveröffentlichung, London 1967

4.
Sauberkeit und Klarheit werden angestrebt, dunkle Fernen und unergründliche Tiefen abgelehnt. In der Wissenschaft gibt es keine „Tiefen“; überall ist Oberfläche: alles Erlebte bildet ein kompliziertes, nicht immer überschaubares, oft nur im einzelnen faßbares Netz. Alles ist dem Menschen zugänglich; und der Mensch ist das Maß aller Dinge.

Rudolf Carnap. In: M. Stöltzner, T. Uebel (Hg.): Wiener Kreis. Texte zur wissenschaftlichen Weltauffassung. Hamburg 2006, S. 11


Die Themen für den Landeswettbewerb 2015/16

Download der vier Themen (PDF)

Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:

1.
Wenn man [...] die wichtige Rolle betrachtet, welche die Geschlechtsliebe in allen ihren Abstufungen und Nuancen, nicht bloß in Schauspielen und Romanen, sondern auch in der wirklichen Welt spielt, [...] da wird man veranlasst auszurufen: Wozu der Lärm? Wozu das Drängen, Toben, die Angst und die Not? Es handelt sich ja bloß darum, dass jeder Hans seine Grete finde: weshalb sollte eine solche Kleinigkeit eine so wichtige Rolle spielen und unaufhörlich Störung und Verwirrung in das wohlgeregelte Menschenleben bringen?

Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Viertes Buch Kapitel 44: Metaphysik der Geschlechtsliebe.

2.
Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen „Dies gehört mir“ und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: „Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört“.

Jean-Jacques Rousseau: Diskurs über die Ungleichheit (Ed. Meier). UTB, 2008, S. 173

3.
Selbst die besten Regierungen dürften es als leichter empfinden, unmündige und passive Untertanen statt aktive Bürger zu regieren. Man könnte hier geradezu von institutioneller Faulheit sprechen.

Susan Neiman: Warum erwachsen werden? Eine philosophische Ermutigung. München: Hanser 2015, S. 45.

4.
Exaktheit und Gewissheit sind falsche Ideale. Sie sind unerreichbar und deshalb höchst irreführend, wenn man sich an ihnen unkritisch orientiert. Das Streben nach Exaktheit entspricht dem Streben nach Gewissheit; und auf beides sollte man verzichten.

Karl Popper: Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung. München 2004 S. 28

Die Themen für den Landeswettbewerb NÖ und Vorarlberg

Die Bundesländer Niederösterreich und Vorarlberg haben sich auch im Schuljahr 2015/16 entschlossen, alle SchülerInnen die Essays zum selben Zeitpunkt im Rahmen einer Veranstaltung schreiben zu lassen und dafür eigene Themen gewählt.

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