Aus dem Admonter Jahresbericht 2013


Philosophie-Akademie in Salzburg 2013

Was darf ich hoffen?“, fragte sich bereits der berühmte Philosoph Immanuel Kant. Diese Frage möchte ich an dieser Stelle aufgreifen. Was darf man sich denn erhoffen, sagen wir von einer Philosophieolympiade? Womit muss man bei einem solchen Wettbewerb rechnen? Mit einer stocksteifen und stinklangweiligen Veranstaltung? Mit stundenlangen philosophischen Vorträgen, die sich über Ewigkeiten hinzuziehen scheinen und doch vollkommen ohne Relevanz für das tatsächliche Leben sind? Und wie soll man sich die anderen Teilnehmer vorstellen? Als pollundertragende Philosophiefreaks, die statt der Morgengymnastik ein paar Zeilen Platon oder Aristoteles übersetzen? All das wäre durchaus im Bereich des Möglichen gewesen und ich hatte auch tatsächlich nur eine wage Vermutung von dem, was mich bei den „Philolympics“ erwarten würde, als ich mich zusammen mit Herrn Professor Pointner auf den Weg dorthin machte.

Doch alles der Reihe nach, wie kam ich überhaupt dazu? Ich war doch beim steirischen Landesentscheid der Philosophieolympiade Fünfter geworden und nur die ersten vier Plätze waren startberechtigt für den österreichweiten Wettbewerb. Verantwortlich dafür, dass ich doch noch teilnehmen durfte, war nichts anderes als der Zufall. Denn da die Drittplazierte des Steiermarkentscheids verhindert war, rutschte ich noch in das steirische Aufgebot für die „Philolympics“. Damit lässt sich auch erklären, warum ich an diesem grauen Apriltag im Zug Richtung Salzburg saß, mit der Aussicht, bald auf die besten Jungphilosophen Österreichs zu treffen.

Was folgten waren vier Tage, die wir im luxuriös ausgestatteten Bildungszemtrum St.Virgil in Salzburg verbrachten und die mich in jeder Hinsicht positiv überraschten. Im Mittelpunkt unseres Aufenthaltes stand natürlich das Verfassen des philosophischen Essays am zweiten Tag. Vier Stunden hatten wir Zeit, um auf eines von vier vorgegebenen Zitaten einzugehen, unsere Gedanken und Überzeugungen auszudrücken. Doch nachdem dieser ernsthafte Teil geschafft war, wartete ein lockeres und spannendes Programm auf uns. Angefangen von einer interessanten Stadtführung durch Salzburg, über einen Kinobesuch, bis hin zu unterhaltsamen Gesellschaftsspielen, es wurde stets dafür gesorgt, dass für Langeweile keine Zeit blieb.

Besonders faszinierend fand ich den Kontakt mit den anderen Teilnehmern. Alle waren sie sympathisch, offen und kontaktfreudig, dass wir uns allesamt zuvor nicht gekannt hatten, war dabei zu keiner Zeit ein Problem. Wir lernten einander kennen und schätzen, so gut es in so kurzer Zeit eben möglich ist. Etwas überraschend war dabei für mich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich plötzlich, scheinbar aus dem Nichts, Gespräche mit Tiefgang entwickelten, ja selbst philosophische Diskussionen und Debatten waren keine Seltenheit. Egal ob bei Workshops – beispielsweise zum Thema „Gibt es einen gerechten Krieg?“ – oder schlicht und einfach zur Mittagszeit während des Essens, ständig wurde kritisch hinterfragt, thematisiert und diskutiert. Dabei wurden jedoch stets eine Lockerheit und auch ein Spaßfaktor beibehalten, den ich bei philosophischen Gesprächen über mehr oder weniger ernste Themen einfach nicht für möglich gehalten hätte.

Während ich also nach dem großen Abschied wieder im Zug Richtung Heimat saß, konnte ich zufrieden bilanzieren. Denn was von der Philosophieolympiade bleibt, sind nicht nur einige schulfreie Tage, sondern neben dem Kontakt zu vielen interessanten, charmanten jungen Menschen und – bedingt durch ein ausgezeichnetes Buffet im Bildungszentrum – dem einen oder anderen Gramm mehr auf den Rippen, auch ein fünfter Platz im Bundesbewerb und die Erkenntnis, dass die Philosophie tatsächlich auch heute noch eine attraktive und faszinierende Geisteswissenschaft sein kann, die in der Lage ist, Denkanstöße zu geben und Menschen dazu zu bringen, mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen, wenn man es nur zulässt.

Lukas Hartl

Admont im Juni 2013