Virtueller Dialog zur IPO 2008 - zwischen Niederösterreich und Vorarlberg

Johanna (20:26):
Wenn wir es genau nehmen, so begann die IPO indirekt schon am Wiener Flughafen. Denn dort trafen wir schon die Ungarn, Polen (wen noch?). Oder? Und sofort wurden wir in die richtigen Busse mit den Teilnehmern und Lehrern aus anderen Delegationen verfrachtet und zum Hotel gebracht. Überhaupt: So ein Hotel! Und die Organisatoren ...

Lele (20:30):
... waren offensichtlich sehr darum bemüht, uns durch ständige Betreuung und überwältigende Gastfreundschaft das bestmögliche Bild von Rumänien zu vermitteln.

Johanna (20:31):
Ein schönes Bild haben wir auf alle Fälle bekommen. Schon alleine die Eröffnungszeremonie, bei der ich mir sowieso wie in einem Hollywoodfilm vorkam. Das Schöne dabei war, dass wir wenigstens wirklich nur morgens pünktlich in der Aula stehen mussten, denn der Rest wurde ja irgendwie erledigt.

Lele (20:34):
Wobei immer wieder leichte Panik bei unseren Betreuern aufkam, wenn eine halbe oder gar ganze der 23 Delegationen fehlte ... (Immer wieder ganz witzig, wenn es zum Beispiel im Bus oder morgens nach dem Frühstück hieß "Is Germany here? Where is Hungary? Half of Slovenia is still missing!")
Apropos Eröffnungszeremonie, was hast du eigentlich von dem Dinner am ersten Abend gehalten? Und dem am zweiten? Und am dritten?

Johanna (20:37):
Pff! Ich glaub, ich wieg immer noch 5 kg mehr als bevor ich in Rumänien war. Es hätte gereicht, hätten wir nur zu Abend gegessen, aber mittags auch noch! Dafür war es total lecker. Hat sich dein Englisch auch schon ein wenig geändert? Immerhin konnten wir 5 Tage kaum etwas anderes sprechen.

Lele (20:47):
Das war natürlich eine gute Übung, obwohl sich mein Englisch wahrscheinlich nicht gravierend verbessert hat. Es war ja auch eine starke deutschsprachige Fraktion da - hat mich sehr überrascht, wie viele Schüler, vor allem aus Osteuropa, zumindest ein bisschen Deutsch können (und teilweise mehr deutsche Literaturklassiker gelesen haben als ich ...). Und ein paar Worte Französisch konnte ich mit einem der Schweizer auch wechseln. Eigentlich interessant, dass wir uns vorwiegend auf Englisch unterhalten haben, obwohl das niemandes Muttersprache war - und manchmal, wenn ich mir beim Abendessen die anderen Teilnehmer ansah, wurde mir bewusst, dass wir uns eigentlich gar nicht so sehr unterscheiden, trotzdem wir aus so unterschiedlichen Teilen der Welt kamen. Was uns trennte, war eigentlich nur die Sprache - aber die (nämlich Englisch) war dann auch das einzige, was uns tatsächlich verband.

Johanna (20:51):
Das bringt mich automatisch zu unserer kleinen Debatte. Dabei sollten wir über Multikulturalismus reden und wie die Globalisierung dazu beiträgt. Es war schon lustig, wie man diskutieren konnte, obwohl wir ungefähr 50 SchülerInnen waren. Die verschiedenen Meinungen waren interessant und wie sich dann nach und nach doch immer wieder jemand Neuer getraut hat, sich ins Gespräch einzubinden. Dabei sind wir ja auch zu dem Punkt gelangt, dass es mittlerweile vielleicht nicht mehr so viele Kulturen gibt, wie wir denken. Auch wenn jeder seinen Hintergrund hat, auch wenn jeder grundverschieden ist (und das hängt dann wohl von eines jeden Individualität ab), so haben wir doch so vieles gemeinsam, wenn es auch schwer ist zu sagen, was genau. Im Grunde genommen war es dann schon immer ein spannender Austausch. Natürlich nicht nur bei der Debatte. Sondern auch beim gemeinsamen Busfahren. Zum Beispiel, als wir so lange unterwegs waren, weil uns die Bukovina gezeigt wurde. Aber auch dann, wann wir einfach beisammen in der Bar gesessen sind.

Lele (20:58):
Oder in einem Café im einzigen Shoppingcenter von Iasi an unserem freien Nachmittag ... Ich habe es ja eigentlich sehr schade gefunden, dass wir verhältnismäßig wenig Zeit miteinander verbringen konnten, weil so viel Programm vorgesehen war - und dass es außer dieser Debatte, die dann doch ein wenig unspezifisch war (geht es jetzt um Multikulturalismus oder Globalisierung oder ist das eine gar nur eine beschönigende Bezeichnung für die negativen Auswirkungen des anderen?) keinen dezidiert "philosophischen" Input gab - im Gegensatz zu österreichischen Olympiade. Denn die Gespräche mit den anderen Teilnehmern, über Kultur, Literatur, Sprachen und auch ganz profane Dinge waren für mich die bereicherndste Erfahrung in Iasi. Nie hat man die Chance, so viele interessierte Jugendliche aus drei Kontinenten auf einem Fleck zu treffen, oder?

Johanna (21:06):
Da hast du Recht. Das hat mich auch ein wenig enttäuscht, denn das war es, was mich schlussendlich wirklich zu dem Entschluss getrieben hat: ja, ich fliege mit. Ich war dann froh, als man eine Mail-Liste durchgegeben hat. Und jetzt, nachdem ja schon einige Wochen vergangen sind, habe ich auch wirklich Kontakte gehalten. Zwar nicht viele, aber man sucht sich schließlich auch immer nur ein paar aus. Es hilft also wirklich auch Bekannte zu treffen und damit auch kleine Freundschaften zu schließen. Und ganz ehrlich, so egoistisch wie es klingen mag, wer wohnt nicht gratis mal für ein paar Tage in einem anderen Land? Nein, Scherz. Auf jeden Fall war es sehr amüsant sich mit manchen zu unterhalten - es gab ja auch welche, die so perfekt Englisch konnten, dass sie einen physikalischen Prozess beinahe mühelos einer unwissenden Schülerin näher brachten. Was mich hierbei auch wundert: ich dachte immer, ich sei die einzige, die sich jetzt nicht so stark für Philosophie interessiert, was ja auch der Hauptgrund ist, warum die IPO nicht so berühmt ist (in Vorarlberg haben ja nur 7 teilgenommen). Aber es gab eben viele, denen die Philosophie erst dadurch ein Stück näher gebracht worden war. Man muss also auch nicht ein komplettes Wissen über die ganzen Philosophen haben, man kann die Essays auch gut ohne großes Wissen schreiben.

Lele (21:12):
Was meiner Meinung nach den Wettbewerb auch sehr aufwertet, denn was ist schon so toll daran, wenn man auswendig gelerntes Fachwissen - egal in welcher Disziplin - einfach wiedergibt? Aber so verschieden die Teilnehmer waren, so verschieden waren wohl auch ihre Zugänge zur Philosophie. Und natürlich ihr Vorwissen. Da gab es unglaublich gebildete und interessierte Nachwuchsintellektuelle, und dann natürlich auch solche, die einfach nur Spaß haben und nette Leute kennen lernen wollten. Aber die Richtigen haben sich immer gefunden. Würdest du abschließend sagen, dass die IPO persönliche Nachwirkungen für dich hatte?

Johanna (21:14):
Persönliche Nachwirkungen? Klar, ich fühlte mich plötzlich ziemlich dumm *lach*. Nein, natürlich nicht. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe und ich bin sicher, es bereut keiner, dass er dort war. Denn es zählte dann für die meisten doch nur der Gedanke dabei gewesen zu sein, die Menschen getroffen zu haben, Spaß gehabt zu haben und den hatten wir eindeutig.

Lele (21:22):
Und ich hab mir neben der Bronzemedaille vor allem Kontakte in ganz Europa und als schönsten Eindruck die Erinnerung an die Wandmalereien in den Moldauklöstern mitgenommen ... Und an den Abend, an dem wir in diesem Restaurant spontan rumänische Volkstänze gelernt haben, allen voran das russische Mädchen, die Rumäninnen natürlich und die Israelis. Gelebter Multikulturalismus sozusagen - als Folge der globalisierten Philosophie?
Wie auch immer man es bezeichnen möchte, es ist eine bereichernde Erfahrung, und es lohnt sich, daran teilzunehmen.