eNPO: Essayschreiben am 22. April 2020


Auf der Kommandostation (mittels Skype-Chat) waren vier Leute: Anton in Weiz, Thomas im zehnten Bezirk in Wien, Stephan im ersten und ich in Floridsdorf.
Am Tag davor hatten wir alle Programmierungen getestet und für gut befunden. Anton und ich hatten eine gewisse Einsicht in die Tiefen der Programmierung. Die Relaxt-Programmierung gab uns Beobachtungsmöglichkeiten, z.B. ob jemand das Login-Fenster nach dem Start wieder geschlossen hatte oder online blieb.

Um 9:00 Uhr sollte es losgehen. Aber schon kurz nach 8:00 Uhr meldete Stephan, dass 17 KandidatInnen sich bereits eingeloggt hätten.

Angespannt? Neugierig?
Sie konnten ja noch nichts tun, denn erst um 9:00 Uhr erschienen die Button für die Themen und die Dokumentvorlage und die Hinweise für den gesamten Ablauf.
Wir konnten den Start sehen.

Ziemlich viel Action gleich zu Beginn, siehe da, ein Schüler ist nicht dabei. Warum? Anton ruft ihn an. Er meldet sich nicht. Anruf beim Lehrer. Der sagt nur „typisch“. Nach einer halben Stunde meldet sich der Schüler telefonisch und startet. Kulant verschieben wir die Abgabezeit für ihn auf 13:30 Uhr. Für die anderen ist um 13:00 Uhr Schluss.
Jetzt arbeiten 26 junge Menschen, verstreut in ganz Österreich, an ihren Essays. Schon nach zwei Stunden will eine Schülerin abgeben. Die Abgabe funktioniert nicht. Das Relaxt-Team erkennt den Fehler und programmiert schnell etwas um, und so kann die Maturantin abgeben.
Auf dem Login-Fenster steht, wie die Abgabe vor sich gehen soll. Einige beachten nicht, dass die Bestätigung der Abgabe abzuwarten ist, und schalten ihren Computer gleich aus. Deshalb muss wieder telefoniert werden.

Der zuletzt gestartete Schüler arbeitet bis zur letzten Sekunde und meldet dann telefonisch, dass er seine Arbeit hochlädt. Doch leider ist die Datei leer. Trotz mehrerer Kontaktversuche – Anrufe, SMS, Mails – meldet sich der Schüler nicht. Wir besprechen die Situation telefonisch – vielleicht entgeht uns ein sehr guter Essay, wir wissen es nicht und entscheiden, ihm eine neue Deadline zu geben – bis 15:00 Uhr. Inzwischen wird schon anonymisiert. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt und bin umso mehr erfreut, als er mich um 14:22 Uhr anruft. Er habe gleich nach dem Upload sein Handy ausgeschaltet. Ich sage ihm, dass er noch immer die Möglichkeit hätte, sich einzuloggen und seinen Text, so dieser auf seinem Computer zu finden ist, hochzuladen. Das gelingt noch während wir reden! Wir plaudern über die Themen. Er meint, dass ihn das von Alexander Grau am meisten angesprochen hätte – so pessimistisch, so zur Jugend von heute passend, aber letzten Endes hätte er ein anderes Thema gewählt.
Ich sage ihm noch, dass er alles daransetzen solle, bei der Video-Preisverleihung am Donnerstag, dem 7. Mai dabei sein zu können. Kurz darauf meldet sich Thomas: "Alle 26 Essays sind perfekt anonymisiert und unterwegs zu dir."

Franz Pöll