Die Themen für den Bundeswettbewerb 2020

E-NPO. Wegen des Coronavirus fand das Schreiben der Essays zu Hause statt.

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Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:


1.
In der Tat finden die Männer in ihrer Gefährtin einen besseren Komplizen, als der Unterdrücker üblicherweise im Opfer seiner Unterdrückung findet. Daher halten sie sich böswillig zu der Erklärung berechtigt, die Frauen haben das Schicksal gewollt, das sie ihr auferlegt haben.

Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Reinbek 1987 S. 672

2.
Wer auf Autorität hin handelt, handelt sonach notwendig gewissenlos.

Johann Gottlieb Fichte: Gesamtausgabe, Band I/5, S. 163

3.
Wenn menschliche Wissenschaft nicht erkennen will, dass es etwas gibt, was sie nicht verstehen kann, oder noch genauer: etwas, wovon sie in aller Klarheit verstehen kann, dass sie es nicht verstehen kann: dann ist alles verwirrt.

Søren Kierkegaard: Die Tagebücher, Bd. 2. Grevenberg 2003, VIII, A 11

4.
In einer Gesellschaft, in der alle anders sein wollen und sich möglichst individuell selbst inszenieren, wird konsequenterweise die Zugehörigkeit zu einer Minderheit zum Ideal. Denn erst wenn ich Minderheit bin, bin ich nicht wie die Masse. So wird die Minderheit zum heiligen Gral der Selbstverwirklichungsgesellschaft.

Alexander Grau: Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung. München 2017, S. 80 f.


Die Themen für den Landeswettbewerb 2019/20


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Zu einem der vier Zitate ist ein Essay zu schreiben:


1.
Sind Sie überflüssig? Natürlich nicht. Ihre Kinder? Nein, keineswegs. Ihre Verwandten, Ihre Freunde? Geradezu eine unverschämte Frage, ich weiß. Ehrlich gesagt, empfinde ich mich selbst auch nicht als überflüssig. Wer tut das schon? Höchstens an ganz schlechten Tagen. Und doch gelten viele Menschen auf Erden als überflüssig, aus Sicht von Ökonomen, internationalen Organisationen, global agierenden Eliten. Wer nichts produziert und - schlimmer noch - nichts konsumiert, existiert gemäß den herrschenden volkswirtschaftlichen Bilanzen nicht.

Ilija Trojanow: Der überflüssige Mensch. Residenz, 2013, S. 7


2.
Auch wenn sie es nicht gerne hören: Die großen technischen Innovationen sollte man nicht der Jugend überlassen; ihr fehlt die Weisheit, damit angemessen umzugehen.

Michael Köhlmeier, Konrad Paul Liessmann: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam? Hanser, 2016, S. 43


3.
Die Wahrheit ist häßlich. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.

Friedrich Nietzsche: Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre. Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 830-838


4.
Was aber wäre, wenn wir es wagten, die Beziehung zwischen Wissen und Emanzipation neu zu denken? […]. Doch genau das ist der lähmende Effekt, auf den die Machthaber heute abzielen: Sie ziehen unsere Fähigkeit, uns selbst zu bilden, um gemeinsam eine bewohnbarere und gerechtere Welt aufzubauen, ins Lächerliche. Man bietet uns jede Menge Gadgets zur Rettung an: Technologien und Wunschdiskurse. Leader und Fahnen. Kürzel. Bomben. Wir werden in Projekte mit delegierter Intelligenz hineinmanövriert, bei denen wir Menschen endlich so dumm sein können, wie wir es schon zu sein bewiesen haben, weil die Welt und ihre Machthaber an unserer Stelle intelligent sein werden. Eine smarte Welt für ihre unheilbar dummen Bewohner.

Marina Garcés: Neue radikale Aufklärung. Turia + Kant, 2019, S. 13


Die Themen für die Landeswettbewerbe NÖ, Tirol und Vorarlberg

Die Bundesländer Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg haben sich im Schuljahr 2019/20 wiederum entschlossen, einen zusätzlichen Bewerb zu veranstalten. Die SchülerInnen dieser Bundesländer haben im Zuge einer Veranstaltung einen weiteren Essay geschrieben und dafür eigene Themen bekommen.

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