Philosophieolympiade 2014

Bericht von Michaela Knapp aus der 8.B des Gymnasiums St. Paul im Lavanttal, die als Zweitplazierte im Landeswettbewerb Kärnten am Bundesfinale in Graz teilnahm.

Free your mind

Unter diesem Motto trafen sich 26 SchülerInnen aus ganz Österreich und Südtirol (!) in Maria Trost bei Graz vom 6.4. - 9.4.2014. Dort fand diesmal der Bundeswettbewerb der neunten Philosophieolympiade statt. Davor wurde bereits ein Landeswettbewerb absolviert, bei dem die drei bis vier besten philosophischen Essays des jeweiligen Bundeslandes weiter zum Bundeswettbewerb kamen.
Gleich nach der Ankunft am Sonntagabend fing das äußerst individuelle und interessante Programm an. Um die ersten Hemmungen untereinander zu brechen, wurden mit dem StudentInnenkomitee, das uns die ganze Zeit über sehr liebevoll betreute, ausgefallene und lustige Spiele gespielt. Es dauerte nicht lange und schon fühlte man sich wunderbar aufgehoben.

Am Montag wurde es (für kurze Zeit) ein wenig ernst. Vier Stunden verbrachten wir damit, einen philosophischen Essay zu schreiben, den wir aus vier unterschiedlichen Themen auswählen konnten. Die Köpfe rauchten, während wir unser ganzes Wissen über der Computertastatur ergossen haben. Danach stand Erholung & Sport auf dem Programm (was auch immer ein Philosoph unter „Sport" versteht). Also landeten wir im Stadtpark auf der Wiese und unterhielten uns nicht nur über Gott und die Welt, sondern auch besonders über die Wichtigkeit von Humor und Ironie. Somit wurden erste Freundschaften geknüpft und Seelenverwandte gefunden. Der Abend brachte aber noch etwas ganz Einzigartiges. Wir besuchten das Theater im Bahnhof. Dort erwartete uns das Unerwartete - nämlich: Eine improvisierte Show. Nach vielen guten Lachern und ein paar Gläschen Wein ging auch schon der zweite Abend zu Ende.

Dienstag war Workshop-Tag. Ich besuchte den Workshop von Sebastian Kletzl (Uni Wien), der gerade seine Dissertation über Erkenntnistheorie schreibt. Darum ging es auch im Workshop. Was ist Wissen? Wozu braucht man das? Und wie erlangt man es? 2000 Jahre lang galt die Definition für Wissen wie folgend: Wissen ist die wahrhaftige, gerechtfertigte Meinung (eines Subjekts). Damit tat man sich aber zunehmend schwer, denn Wahrheit ist relativ und der Grad der Rechtfertigung sehr schwer einzuschätzen. 1963 wurden die Gettier Fälle veröffentlicht. Diese entstehen aus einem Einwand gegen die klassische Definition von Wissen. Dem wird entgegnet, dass eine gerechtfertigte und wahre Meinung auch durch Zufall wahr sein kann. Dies wiederum würde bedeuten, dass Meinung dann kein Wissen ist. Von dunkler Materie bis schwarze Löcher und ob wir denn nicht doch in einer Matrix leben, wurde so ziemlich alles diskutiert und in Frage gestellt. Heiße Diskussionen und Gedankenexperimente führten dazu, dass wir nach dem Workshop noch weniger wussten, was Wissen ist, als wir vorher zu wissen glaubten. Wunderschön verwirrt und verstört machten wir uns dann am Nachmittag auf dem Weg zur Stadtführung mit anschließendem Besuch bei der Stellvertreterin des Landeshauptmannes Franz Voves in der Grazer Burg. Der letzte Abend wurde durch einen Kino- und Barbesuch mit dem StudentInnenkomitee noch grandios abgerundet.

Der letzte Tag begann mit einem äußerst humorvollen Vortrag des Univ. Professors Peter Strasser unter dem Motto: "Wie es ist, ein Philosoph zu sein". Résumé: Ein Philosoph ist begriffsstutzig, geistesabwesend und weltfremd. (Und er hört auf, einer zu sein, sobald er mit Machtpositionen wie Politik und Wirtschaft zu tun hat - doch darüber lässt sich streiten).

Danach fand die Preisverleihung statt. Die zwei Besten fahren zur Internationalen Olympiade nach Vilnius weiter. Diesen Sprung schaffte ich aber leider nicht mehr, dennoch bin ich sehr froh, dass ich teilgenommen habe, denn sonst wäre ich so vielen netten und weltoffenen Menschen nicht begegnet.
Ich hoffe, dass weiterhin viele junge Leute an der Philosophieolympiade teilnehmen werden. Es ist viel mehr als nur ein Wettbewerb. Es ist ein einmaliges, unvergessliches und horizonterweiterndes Ereignis.

„Die Grenzen meines Verstandes bedeuten die Grenzen meiner Welt." (frei nach L. Wittgenstein)


Michaela Knapp (2.v.re.) im Kreise von Seelenverwandten



Referat von Univ.-Prof. Peter Strasser



Überreichung des Zertifikats


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