Mia Schwarcz – Philosophicum Lech 2023


Das 26. Philosophicum wurde vom 19. bis zum 24. September 2023 in Lech am Arlberg abgehalten.

Hoffnung, Schnee und Denken

Liebe Leute, ganz weg bin ich doch noch nicht.
Weil Valentina, die ja eigentlich den ersten Patz bei der österreichweiten Philosophieolympiade erreicht hat, leider nicht zum Philosophicum fahren konnte, durfte ich sie vertreten.

Das Thema dieses Jahres: Hoffnung. Als ich hinfuhr hatte ich weder gute noch schlechte Erwartungen. Lech ist eigentlich ein Skigebiet und im Sommer ziemlich ruhig und verlassen, bis auf Kühe, Bäume und eben die Leute, die sich dort für Tagungen treffen. Diese Leute sind zwar durchschnittlich im Pensionsalter und verbreiten eher eine gemütliche, ruhige Stimmung, aber denkt jetzt nicht, dass deswegen wenig auf der Tagung passiert. Es waren nämlich auch zwanzig andere Stipendiat:innen da, die an einem anderen Wettbewerb teilgenommen haben, und diese zwanzig StudentInnen und unsere „Betreuerin“ sollten noch Bekanntschaften werden, die man nicht mehr vergisst. Mit 18 war ich natürlich die Jüngste, aber das hat überhaupt nicht gestört (zumindest mich nicht, für die anderen kann ich dasselbe nur hoffen, passend zum Thema ;))

Wir hatten ein sehr volles Programm, das hauptsächlich aus Vorträgen, aber auch aus Diskussionen und zwei Privatissima mit den Philosophen Phillip Blom und Christian Dries bestand. Die Vorträge waren sehr unterschiedlich. Einige inhaltlich und sprachlich sehr gut und so durchdacht, dass ich den Eindruck hatte, mich mehr zu konzentrieren als bei meiner Mathe-Matura, andere waren mehr politisch als philosophisch und oft in erster Linie rhetorisch gut. Zu meinen persönlichen Lieblingsvorträgen gehörte auch der literarisch-philosophische Vorabend, bei dem ich doch tatsächlich Michael Köhlmeier zuhören durfte, dessen Videos mich erst kürzlich in meiner Latein-Maturavorbereitung begleitet haben. Er erzählte Geschichten, auf die Konrad Paul Liessmann anschließend einging und die Diskussion der beiden war sehr gelungen. Die „typischen“ Vorträge vom Programm waren zu einem großen Teil an aktuelle Probleme wie den Klimawandel gebunden. Oft ging es um die Frage, was wir in der aktuellen Situation noch hoffen können oder dürfen. Zwischendurch gab es kurze Pausen mit Buffet und Unterhaltungsbedarf von den Stipendiat:innen.
Die beiden Privatissima, die (nur) wir Stipendiat:innen führen durften, waren auch interessant, allerdings nicht an ein Thema gebunden. Zukünftigen Teilnehmer:innen würde ich empfehlen, im Vorhinein Fragen vorzubereiten. Der große Vorteil dieser Settings ist, dass man sich melden kann, ohne vor dem ganzen Publikum und ORF-Team sprechen zu müssen, außerdem bekommt man exklusiv Gedanken von den Philosophen zu den Themen, die man selbst mitbringt.

Neben den Vorträgen und Diskussionen gab es auch noch die Möglichkeit, in einer Gruppe das Sky Space, eine Kunstinstallation auf einem der Berge, anschauen zu gehen. Wir erwischten dafür einen besonders geeigneten Tag, denn das Wetter muss wohl den Eindruck gehabt haben, dass ein Skigebiet in weiß deutlich besser aussieht. Der Schnee war eine sehr coole Überraschung und die Aussicht von oben natürlich toll (die Kälte ein bisschen weniger, aber es hat sich ausgezahlt ;)) Zum Sky Space selbst kann man sagen, dass es ein gutes Beispiel für den Einsatz von Farbtheorien ist, es besteht aus einem Raum, durch den man in den Himmel sieht und dessen Wände beleuchtet werden, wodurch es so aussieht, als würde der Himmel sich in kürzester Zeit in unterschiedlichste Farben verfärben.

An einem anderen Tag gab es ein Konzert in einer Kirche, das sehr schön war. Wir hörten klassische Musik von Juan Pablo Bedoya (Violine), Juan Carlos Escobar (Bratsche) und Santiago Bernal-Montana (Violoncello). Die Abende verbrachten wir oft gemeinsam in einem Restaurant und wir redeten über unser Leben und über die Vorträge, die wir gehört hatten. Viele Momente waren sehr besonders, so wie die Leute, die ich kennenlernen durfte.

Insgesamt war das Philosophicum 2023 für mich ein sehr schönes Erlebnis. Es wäre schön, wenn in Zukunft noch mehr junge Menschen gefördert werden, um solche Erfahrungen machen zu können und der Philosophie näher zu kommen. Zum Schluss möchte ich aber noch sagen, dass man durch die Philosophie immer etwas gewinnt, egal ob man bei der Olympiade weiterkommt oder nicht, denn Philosophie ist Denken, und was ist mehr wert als ein guter Gedanke?

Wien, im Oktober 2023

www.philosophicum.com