Landeswettbewerb der Philosophie-Olympiade, online am 4.2.2021


„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“. Mit diesem bekannten Zitat von Hannah Arendt setzten sich junge oberösterreichische Philosoph*innen im Rahmen des Essay-Wettbewerbs 2020/21 auseinander – es war eines der vier zur Wahl stehenden Themen des Landeswettbewerbs der Philosophie-Olympiade. Wie jedes Jahr sind Schüler*innen aus den Maturaklassen dazu aufgefordert, ein Ticket für das Bundesfinale zu lösen, indem sie einen der vier besten Essays im Bundesland zu einem philosophischen Thema schreiben. Dabei sind vor allem stringente Argumentationen und sprachliche Finesse verlangt, weniger lexikalisches Wissen und Gelehrsamkeit im weitesten Sinn.

Die diesjährigen Finalist*innen sind:

Julia Pemwieser, Bildungsanstalt für Elementarpädagogik, Ried im Innkreis
Anna Reischl, Stiftsgymnasium Wilhering
Manuel Neuwirth, BORG Kirchdorf (alle 2. Platz)

Der Siegeressay stammt von Lena Wöß, Petrinum Linz (1. Platz).

Herzliche Gratulation!

Die Preisverleihung fand heuer erstmals online via MS Teams statt und dauerte 90 Minuten. Bei der Diskussion mit Thomas Mohrs, der in seinem Vortrag mit dem Titel „Zuvielisationsdämmerung“ auf die bedenklichen Auswüchse der modernen Konsumgesellschaft hinwies, zeigte sich, dass es unseren jungen Philosoph*innen nicht vorrangig um das Haben, sondern vielmehr um das Sein, nicht um gedankenloses Konsumieren, sondern um gedankenvolles Reflektieren geht. Auch das Arendt-Zitat weist darauf hin, dass es unsere Pflicht ist, selber zu denken und von unserer Vernunft Gebrauch zu machen, anstatt blinden Gehorsam zu leisten.

Den glanzvollen Schlusspunkt der Online-Veranstaltung bildete die Lesung des Siegeressays durch Lena Wöß, die in ihrem sprachlich brillanten Text den ambivalenten Charakter des Begriffs Gehorsam herausarbeitet. „Gehorsam wird befürwortet, um eigenes Handeln zu rechtfertigen, jedoch simultan abgelehnt, da er das selbstbestimmte Handeln zu sehr beschränke.“ Lena Wöß kommt in ihrem Essay zur Conclusio, dass die Freiheit als eines der wichtigsten Güter des Menschen immer wieder neu errungen werden müsse, um Mitläufertum und blindem Gehorsam entgegenzuwirken, und dass kein mündiger Mensch das Recht hat, Verantwortung für eigenes Handeln an andere zu delegieren.

Der Bundeswettbewerb der Philosophie-Olympiade ist für 11.-14.4.2021 im Bildungshaus St. Magdalena in Linz geplant, wird aber voraussichtlich ebenfalls als Online-Wettbewerb durchgeführt werden. Die Buchpreise für die vier Finalist*innen steuerte Thalia bei, die Siegerin wurde in den OÖN als „Oberösterreicherin des Tages“ gewürdigt. Besonderer Dank gilt den Mitgliedern der Jury für das Lesen, Diskutieren und Beurteilen aller eingereichten Essays.

Linz, am 15.2.2021

Martina Mimra im Namen der Jury